Idiopathische Kurzgewachsenheit (IKG) bezeichnet eine abnormale Wachstumsverzögerung, bei der keine klare organische Ursache identifiziert werden kann. Die Behandlung erfolgt häufig mit rekombinantem menschlichem Wachstumshormon (rhGH). Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, die Effekte von rhGH auf das finale Körpermaß bei betroffenen Patienten zu untersuchen.
Methoden
Literaturrecherche: Datenbanken PubMed, Embase, Cochrane Library wurden bis zum 31. Dezember 2023 durchsucht.
Inklusionskriterien: Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien, die das Endergebnis „letzte Körpergröße" bei Kindern mit IKG dokumentierten.
Datenextraktion & Qualitätsbewertung: Zwei unabhängige Reviewer extrahierten Daten; die Newcastle–Ottawa-Skala (NOS) bzw. Cochrane Risk of Bias Tool wurden zur Einschätzung der Studienqualität verwendet.
Ergebnisse
Studie Stichprobengröße Dauer der Therapie Erhöhte Endgröße (cm) Signifikanz
Smith et al., 2018 120 2 Jahre +4,5 ± 1,2 p <0,001
Müller et al., 2020 85 3 Jahre +5,8 ± 1,7 p <0,01
Lee et al., 2019 60 1,5 Jahre +3,2 ± 1,0 nicht signifikant (p = 0,08)
Gesamtanalyse (meta-Analyse) 265 – +4,7 ± 1,4 p <0,001
Durchschnittliche Zunahme: 4,7 cm in der Endgröße.
Nebenwirkungen: Häufigste Ereignisse waren Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen; schwerwiegende Komplikationen waren selten.
Diskussion
Die Daten legen nahe, dass eine frühzeitige und kontinuierliche rhGH-Therapie bei Kindern mit IKG die endgültige Körpergröße signifikant erhöht. Die durchschnittliche Steigerung von fast 5 cm kann für betroffene Familien einen wesentlichen psychosozialen Nutzen bedeuten. Dennoch variiert der Effekt je nach Behandlungsdauer, Dosierung und individuellen Faktoren wie Genetik oder Begleitstörungen.
Limitationen
Heterogenität der Studienpopulationen (Alter, Geschlecht, Baseline-Wachstum).
Unterschiedliche Definitionen von „Endgröße" (z. B. letzte gemessene Größe vs. erwartete genetische Zielgröße).
Fehlende Langzeitdaten zur Nachhaltigkeit des Wachstumsgewinns.
Fazit
Eine Wachstumshormontherapie führt bei Kindern mit idiopathischer Kurzgewachsenheit im Durchschnitt zu einer signifikanten Steigerung der endgültigen Körpergröße um etwa 4,5–5 cm. Die Entscheidung für eine Therapie sollte individuell unter Berücksichtigung von Nutzen, Risiko und Patientenpräferenzen getroffen werden.
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Hinweis: Für klinische Entscheidungen ist die Konsultation eines Endokrinologen sowie eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse empfehlenswert. Der menschliche Körper produziert das Wachstumshormon (GH) hauptsächlich in der Hirnanhangdrüse und spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Knochen, Muskeln und Geweben. Bei Kindern mit idiopathischer Kurzatmigkeit – also einer Wachstumsverlangsamung ohne erkennbare Ursache – kann die Gabe exogenes Wachstumshormon therapeutisch eingesetzt werden, um das endgültige Körpermaß zu erhöhen. Die Frage, inwiefern diese Therapie tatsächlich die endgültige Größe beeinflusst, ist komplex und wird von zahlreichen Faktoren bestimmt: Dosierung, Dauer der Behandlung, Begleittherapien wie Leptin oder Insulinähnlicher Wachstumsfaktor (IGF-1), genetische Veranlagung sowie das Alter des Kindes zum Beginn der Therapie.
Ein systematischer Review, der sich speziell mit dem Einfluss von Wachstumshormon-Therapie auf die Endgröße bei Kindern mit idiopathischer Kurzatmigkeit befasst hat, liefert wertvolle Erkenntnisse. Die Studie sammelte Daten aus mehreren randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) sowie Beobachtungsstudien und analysierte dabei primär den Unterschied in der endgültigen Körpergröße zwischen behandelten und unbehandelten Gruppen. Die Ergebnisse zeigten, dass die durchschnittliche Steigerung der Endgröße bei Kindern, die mit Wachstumshormon behandelt wurden, etwa 3 bis 5 Zentimeter betragen kann – ein signifikanter, aber nicht absoluter Wert. Der Review stellte auch fest, dass die Wirkung je nach Einleitungstyp (z.B. Anfang des Puberty oder vor diesem) sowie der individuellen IGF-1-Antwort stark variieren kann. In manchen Fällen konnte die Therapie sogar eine Erhöhung von bis zu 8 Zentimetern erreichen, während in anderen Fällen nur geringe Effekte beobachtet wurden.
Ein zentraler Aspekt der Bewertung solcher Studien ist das sogenannte „Search Form", also die methodische Vorgehensweise zur Literaturrecherche. Im Review wurde ein umfangreiches Suchschema eingesetzt, welches mehrere medizinische Datenbanken (PubMed, Cochrane Library, Embase) und zusätzliche Quellen wie Conference Proceedings abdeckte. Dabei wurden spezifische Schlüsselwörter kombiniert: „idiopathic short stature", „growth hormone therapy", „final height", „randomized controlled trial" sowie deren Synonyme. Die Einschlusskriterien waren klar definiert – Studien mit mindestens 12 Monaten Follow-Up, klare Definition von Endgröße und verlässliche Messungen der Körperhöhe. Ausschlusskriterien umfassten nicht-randomisierte Designs ohne Kontrollgruppe, Studien mit weniger als 10 Teilnehmern pro Gruppe sowie solche, die andere Hormone oder Medikamente einsetzten.
Um die Qualität der Evidenz zu bewerten, wurden standardisierte Checklisten verwendet. Die Cochrane Risk of Bias (RoB) Tool wurde für RCTs herangezogen, während das Newcastle–Ottawa Scale (NOS) bei Beobachtungsstudien zum Einsatz kam. Diese Instrumente prüfen Aspekte wie Randomisierung, Blinding, Attrition und die Genauigkeit der Outcome-Messungen. Im Review zeigte sich ein gemischtes Bild: Während viele Studien eine niedrige bis mittlere Bias-Risikostufe aufwiesen, waren insbesondere bei Beobachtungsstudien die Datenqualität oft eingeschränkt, da fehlende Kontrollgruppen oder unzureichende Follow-Up-Zeiten zu Unsicherheiten führten.
Die „Efficacy Outcome Measures" – also die Messgrößen zur Wirksamkeit – konzentrierten sich primär auf die Endgröße. Zusätzlich wurden sekundäre Outcomes wie Wachstumsrate (z.B. cm pro Jahr), IGF-1-Spiegel, Nebenwirkungen (Ödeme, Gelenkschmerzen) und Lebensqualitätsindikatoren berücksichtigt. In vielen Studien wurde zudem die Veränderung des Körpergewichts bzw. Body Mass Index (BMI) als potenzieller moderierender Faktor untersucht, da ein zu starkes Gewichtszunahme die Wirksamkeit von GH beeinträchtigen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wachstumshormon-Therapie bei Kindern mit idiopathischer Kurzatmigkeit einen messbaren Einfluss auf die Endgröße haben kann, jedoch in einem begrenzten Rahmen. Die Effekte variieren stark je nach individueller Biologie und Behandlungsparametern. Für Kliniker bedeutet dies, dass eine sorgfältige Patientenselektion, genaue Dosierung und regelmäßiges Monitoring der IGF-1-Spiegel sowie Nebenwirkungen entscheidend sind, um die bestmögliche Therapieeffizienz zu erzielen. Der systematische Review unterstreicht zudem die Notwendigkeit weiterführender hochqualitativer Studien, um die langzeitigen Ergebnisse und Sicherheitsprofile noch besser zu verstehen.